Sinn und Unsinn im Umgang mit digitalen Medien

Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit dem Sinn der digitalen Medien. Er dient als gedankliche Anregung für Eltern und der Mediennutzung ihrer Kinder.

In der psychischen Entwicklung einer jeden Generation muss sich die Generation selbst als eigene Identität begreifen. Für die Jüngeren ist es gewissermaßen Teil der Identitätsfindung im Medium aufzugehen und Erfahrungswelten zu erkunden. Für viele Familien bedeutet dies, dass sich Eltern und Kinder entfremden und abgekapselt wie isoliert sind was die digitale Mediennutzung bedeutet. Die Eltern erleben die Kinder als abhängig und machen sich Sorgen. Um hier Barrieren abzubauen, bedarf es einer offenen Herangehensweise und diese kann nicht von den Kindern erwartet werden. Wir als Eltern sind aufgerufen uns dem Sinn dieser Online-Welten zu nähern. Dazu Prof. Dr. Musalek und Dr. Hubert Poppe (2009):

„Jeder Mensch hat Sehnsucht nach Zuwendung, Anerkennung, echtem Verständnis, Liebe, Glück – verstanden als ´glücklich sein´ – und Sexualität. Im Chat-Room, bei Online-Spielen (Glücksspiel, Fantasy), und Online-Erotik- bzw. Sexkonsum erfüllen sich diese Wünsche scheinbar. Der Betroffene lebt und erlebt in der virtuellen Welt grenzenlose Möglichkeiten, die ideale Identität, die ideale Beziehung und den idealen Kontakt. Er erfährt das Gefühl der Gruppenzugehörigkeit und der Zuwendung, das eigene Selbstwertgefühl steigt. Diese Erfahrungen vermitteln mit der Zeit ´online´ ein deutlich besseres Lebensgefühl als ´offline´. Wieder in der Realität, werden negative Erfahrungen schmerzlicher, positive Erfahrungen weniger intensiv wahrgenommen, womit der neuerliche Einstieg in die virtuelle Welt vorgezeichnet ist.“

 

So bedarf es pädagogischer Maßnahmen. Laut Prof. Dr. Reinhard Plassmann (2012) zumindest: Keine Fernsehgeräte im Kinderzimmer, Fernsehfreie Familienabende, Abschalten des W-Lan Router ab 22 Uhr, Tablet-PC erste verschenken wenn ein suchtfreier Umgang im Internet bewiesen wurde, Richtwerte für die Mediennutzungszeit weit unterhalb der Norm von Gleichaltrigen. In solch einem Rahmen dann kann sich das Kind entwickeln. Die Eltern bieten das Gerüst indem sich das Kind entfalten kann, auch digital.

 

Zum Abschluss möchte ich hier betonen, dass es in der virtuellen Realität durchaus auch Sinn gibt.Für uns als Eltern bedeutet dies mit einer offenen Haltung auf unsere Kinder zuzugehen, selbst als Lernende, und zu verstehen was hinter ihrem Drang in der virtuellen Realität zu sein steckt. Denn vieles das virtuell scheint, ist für die Seele schon längst Realität geworden.

von Michael Josef Seiss, BSc. MSc., Psychologe und Psychotherapeut (Psychodrama) in Ausbildung unter Supervision

Quelle:

Poppe H., und Musalek M. (2009) Online – Zwischen Faszination und Sucht. In Batthyány und Pritz (Hrsg.) Rausch ohne Drogen. Wien: Springer Verlag

Plassmann R. (2012) Seelische Entwicklung in virtuellen Welten. Bad Mergentheim: Honikel.

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